Nach einer zugegeben unruhigen Nacht sind wir in aller Frühe aufgestanden. Es war glaub ich 5:30 Uhr und sogar Heinz war schon auf den Beinen und stand in der Küche um Kaffee zu kochen.

Der Anästhesist hat mir erlaubt bis um 8 Uhr was zu trinken. Allerdings keine Milch, das ist kontraproduktiv wegen den Narkosemitteln.

Also genoss ich meinen Kaffee und versuchte wach zu werden. Nun ging es los wir gingen zum Auto und auch in Essen war es sehr kalt und die Scheiben des Autos vereist.

Gegen 6:30 Uhr kamen wir am St.-Josef-Hospital an und ich fuhr auf Station 7. Dort wurde ich schon ganz lieb begrüsst, bekam mein Zimmer zugewiesen und mein Armbändchen.

 

 

Dann kam schon eine nette Schwester und nahm meinen RR-Wert. Also auf gut Deutsch sie hat meinen Blutdruck gemessen. Der war in Ordnung und so bekam ich meine Akte. Denn gegen 7:30 Uhr sollte ich im Verbandsraum bei Dr. Quambusch sein. Die Beine wurden angemalt, damit die Operateure genau wissen was los ist und wo sie zu saugen haben. Dr. Bromba schaute auch kurz drauf und so konnte ich beruhigt wieder nach oben gehen

28511964_1858500074223486_469280822_nSo sahen meine Beine aus.. nicht schick aber meine Beine.

Dort lernte ich Walli kennen, eine sehr nette Dame die vor mir operiert werden sollte. Sie hatte verschiedene Dinge am rechten Arm, unter anderem mussten die Nerven wieder zusammengefügt werden.  Sie hat die OP gut überstanden und war auch sehr schnell wieder auf den Beinen. Von hier nochmal gute Besserung und du warst eine sehr liebe Zimmernachbarin. Es war mir eine Freude dich kennenlernen zu dürfen.

28512408_1858500137556813_1798452233_n.jpgDr. Quambusch und  ich

Tja und so sehe ich aus in meinem OP-Hemdchen. Für mich ist das eine so grosse Entwicklung. Noch vor 12 Monaten habe ich nicht mal in eins gepasst. Auch  nicht in die XXL mit den weiten Armen. Sie haben versucht mir zwei anzuziehen, was auch nicht so gut klappte.  Doch schaut nun passe ich rein.

28535225_1858499877556839_1053969745_nSchicki seh ich doch aus in der OPkluft 🙂 hihi

Damit war ich schick für den Operationssaal und konnte meine Tabletten nehmen. Da war es 9:15 Uhr.  Die Schwester sagte mir nochmal das ich nicht mehr aufstehen soll, wenn ich sie eingenommen hab.

 

9:30 Uhr wurde ich schon abgeholt und hatte einen netten Schleuser der mich in den Vorbereitungsraum fuhr.

Dann stellte sich der Anästhesist vor und wir unterhielten uns nett. Dabei verkabelte er mich und legte am linken Handrücken den Zugang. Ich bin erstaunt wie gut diese Anästhesisten sind. Mein Blutdruck war nun bei 150/80 denn die Aufregung wuchs.

Dann ging es los in den OP-Saal und dort bekam ich eine Heizdecke. Zwei superliebe  OP-Schwestern, darunter die Freundin von der Nicole B. Sie gaben mir Anweisungen und Dr. Quambusch war auch schon da. Ich wurde wieder abgewaschen damit ich auch keimfrei bei der Operation bin. Das war schon anstrengend für mich aber ich hab versucht mitzuhelfen. Dann halfen sie mir auf den OP-Tisch. Durfte ich ja nicht mit den Händen berühren aber das haben wir geschafft.

Dan kamen die Ärzte und die nette Oberärztin der Anästhesie und sprach noch ein bisschen mit mir. Das letzte was ich ihnen erzählte war. das ich bald mit meinen kleinen Sohn auf den Spielplatz gehen kann und mich so freue. Dann war ich weg.

Ich bin dann im Aufwachraum erwacht und habe gezittert und gefroren. Daraufhin kam ein netter Pfleger zu mir und steckte mir ein Heizungsluftrohrschlauch unter die Decke. Das tat gut. Ich zitterte weiter und war froh es wieder geschafft zu haben. Ein Pfleger kam an mein Bett, schnappte sich einen Hocker und erzählte mir, dass er diesen Blog kennt, dass er den toll findet und das seine Mama auch das Lipödem hat. Ich bin mir aber nicht sicher ob es ein Traum war oder Wirklichkeit. Ich muss da nochmal nachforschen. Der Pfleger hatte eine sehr nette Stimme und ich glaub dunkle Haare.

14 Uhr, ich wurde wieder auf mein Zimmer geschoben. Mein Mann war schon da und scharrte mit den Hufen. Er war überglücklich, dass ich wieder da bin. Ein bisschen unterhielt ich mich noch mit ihm und dann schaute ich kurz bei Facebook rein.  Ich freute mich zu sehen, dass wieder so viele Menschen mit Daumendrücken beschäftigt waren. Toll und “knicks”  Danke Euch denn ihr gebt mir Mut!

15 Uhr ging es mir langsam richtig gut. Klar zwackte es aber mein Kreislauf war sehr stabil und ich hatte keine Probleme. Ich musste auch nötig auf die Toilette und als ich es nicht mehr aushalten konnte, bin ich mit meinen Mann gegangen.  Hat auch geklappt.  Es tat etwas weh, weil ich ja keinen offenen Schritt im Mieder habe, aber das ist mir lieber so, als wenn es wer weiss wo rausschwillt.

16 Uhr kam der erste Besuch <3 dann bin ich mal zu Claudia gegangen und klar es schmerzte etwas aber das Laufen war so schööön. Ich ging zwar wie ein Pinguin und hab megaviele Pausen gemacht aber ich lief den Flur entlang ohne Waschlappen auf den Kopf oder sonstiges. Es ging mir echt super gut. Das überraschte mich. Dann besuchte ich mal Claudia.
28536266_1858498924223601_1279794734_nDieses Bild entstand am 20.02.2018, vier Stunden nachdem ich aus dem OP kam. Klasse!

Ich kann euch gar nicht sagen, wie spät es wurde, aber Agi und Claudia verstanden sich sehr sehr gut. Später kam noch meine liebe Nikki dazu und wir gingen in den Aufenthaltsraum, damit wir niemanden stören. Dort lachten wir und erzählten sehr viel. Es tat sehr gut und lenkte mich ab. Da wir später vor den Aufzügen sassen konnten wir auch gleich Nicole B. in Empfang nehmen.  Sie besuchte mich auch noch und so hatten wir eine sehr liebe Runde von gepeinigten Frauen zusammen, die jede ihr Schicksal meisterhaft lebt. Ich bin so unglaublich stolz, solche Freundinnen an meiner Seite zu haben und das gibt mir Kraft. Denn ich fühle mich endlich angenommen.

 

 

Schaut hier noch einige Eindrücke.

Wir redeten und redeten und vor lauter reden hat die Agi glatt ihren Physiotherapeuten vergessen. Eine dicke Entschuldigung von uns Lipdamen, wir haben es leider mitverschuldet.

Meine Halsschmerzen waren schon da und ich dachte es kommt vom Tubus. Doch ich war so stolz, dass meine Beine so hübsch aussahen, dass ich alles andere nach hinten stellte. Dann bekam ich eine nicht so schöne Nachricht mein kleiner Sohn konnte nicht in die Kita, da er nichts aß und sich ständig übergeben musste. Oh nein. Ich entschied mich trotzdem, noch eine Nacht länger zu bleiben und es war auch gut so.

Zwischendurch kam noch mal eine Visite und die Krankenschwestern und die Besucher warteten draussen. Dr. Brandenstein kam und wir hatten eine Op-Nachbesprechung. Er war sehr zufrieden und sagte, dass sie pro Bein 4500 ml abgesaugt hätten. Das war schon supi. <3 Danke Dr. Brandenstein und Dr. Quambusch, ihr habt wie immer wieder alles gegeben. Was ist sehr bewunderte ist, als ich ihm erzählte, dass einige Lipmädels aus der Patientengruppe mich aufheitern und draussen warten. Er fragte, wo sie sind und später erfuhr ich, dass er zu ihnen kam und mit ihnen redete. Das schaffen nicht viele Docs!

Wisst ihr, ich bin so dankbar für die Hilfe und glücklich über das bisher erreichte, doch oft hab ich einfach Angst.

Angst, dass ich das alles nicht schaffe, das ich nicht genug mitmache.

Ich bin dick, aber ich möchte mich manchmal klein machen wie eine Maus, nicht auffallen, nicht beachtet werden, doch dann lese ich diese Kommentare bei Facebook und frage mich, was ihr alle an mir findet?

Ich bin doch nicht anders als ihr, im Gegenteil, ich finde die meisten von Euch viel toller und das ihr Euer Leben viel besser lebt als ich. Ich bin dick, ungeduldig und mache Fehler und doch mögt ihr mich so wie ich bin. Das zu begreifen ist harte Arbeit für mich.

28458997_1858499334223560_742118526_nSchaut mal das ist mein Zugang. Da dieser leider dicht war wurde ich auf  Tabletten umgestellt und er wurde gezogen. Die Spritze gab ich mir selber hatte mich ja verquatscht.

 

Irgendwann bin ich leise ins Zimmer gegangen, weil die Walli schon schlief und ich sie nicht wecken wollte und dort meldete sich dann auch meine Blase. Och herrjehh.. mittlerweile trug ich ja meine Miederhose und darüber meine Flaschstrickversorgung um einfach mehr zu komprimieren. Diesen Rat gab mir Pia Püttmann und es half wirklich.

Dann befriedigte ich das Bedürfnis meiner Blase und ich kann Euch sagen dass es die Wahl zwischen Cholera und Pest war. Beides blöde und schmerzhaft.  Bei mir war es offener Schritt und alles quillt raus oder geschlossener Schritt und ich muss die Hose runter und hoch ziehen.

Ich hatte die Oberschenkel oben und seitlich gesaugt bekommen und beim Herunterziehen der Kompression kletterte die Schmerzskala auf 16. Ich musste wirklich langsam machen und meinen Körper ermahnen, dass wir schon soviel gemeinsam durch haben, da wird uns ein Toilettengang nicht umbringen.

Doch wie ihr lesen könnt hab ich das überlebt und es ging von Toilettengang zu Toilettengang immer besser!

Tschakka, manchmal ist mein Dickkopf doch für was gut.

Lena vom Sanitätshaus Pia Püttman war da und hat mich ausgemessen für die neue angepasste Versorgung. Und einen Tag nach der OP sind es 13 cm weniger!! DAAAANKE 

Gegen 6 Uhr war ich wach , mein Hals schmerzte und Husten kam langsam dazu. Ich war so glücklich das ich mich frisch machen konnte. Ich war grade wieder angezogen als auch die Schwestern zum Wecken kamen. Walli war aber auch schon sehr fit und sie war eine sehr agile Dame.

Mein Blutdruck war auch ok mit 125/60.  Dafür, dass ich so eine adipöse Frau bin, fand ich das gut.

Claudia kam auch vorbei, sie wurde später entlassen und Walli hatte nichts dagegen, dass sie bei uns frühstückte. So frühstücken wir drei Damen von Krankenhaus und unterhielten uns.  Walli hatte ihren Kampf mit der Tomate aber wollte sich nicht helfen lassen.  Ja ja, Walli *zwinker*  hihi.

Claudia muss ich unbedingt wiedersehen! Sie ist eine Seele von Mensch und ich glaube, wir haben viel worüber wir uns gegenseitig austauschen könnten. Ich bin also gespannt, ob ich noch eine tolle Lipfreundin gefunden habe.

Der Tag verging wieder recht schnell mit lieben Menschen und meine Beine pochten langsam. Dr. Quambusch schaute auch nochmal drauf und war sehr erfreut.

Dann kam eine schlimme Nacht, ich kam nicht zur Ruhe. Liess mir Tabletten gegen Halsschmerzen geben und war froh, dass ich sie hatte. Gegen 2 Uhr wurde es mit dem Husten unerträglich und der brachte mich um den Schlaf.

Gegen 5 Uhr wollte ich nur noch nach Hause. Ich schaute immer wieder auf mein Bild meiner Kinder und dachte bald ist die Nacht vorbei.

28459400_1858498177557009_1577544600_n.jpgSchaut mal, der Lightning McQueen. Durfte ich mitnehmen, dort hatte ich einen Stift und Traubenzucker versteckt. Man kann das aufklappen.

Ich fing schon an einige Sachen leise zusammenzuräumen und als ich dann bei Dr. Quambusch war, sah er schon was los war.  Er wünschte mir alles Liebe und einer Entlassung stand nichts mehr im Wege. Die Autofahrt nach Hause war leider sehr schmerzhaft, doch als ich die Weinberge erblickte ging es mir wieder besser.

Zu Hause schloss ich meinen Sohn in die Arme und wir kuschelten uns zusammen. Er strahlte mich an, er hatte Fieber, und meinte ” nun kuscheln wir uns wieder gesund , nun machen wir uns gegenseitig heile , denn wir sind eins Mami und ich hab dich so dolle vermisst.

Meine Familie … ich liebe sie so sehr <3 Niemand wird mir mehr Kraft geben können als dieser kleine Junge mit seinen hellblauen Augen <3

Danke das ihr mir zugehört habt. Ich halte Euch auf den laufenden.

 

Zu sagen, dass ich das Ganze wegen Euch mache, wegen meiner Kinder oder meiner Familie entspricht nicht der Wahrheit. Ich schaue zurück auf ein Leben, was – milde gesagt – nicht einfach war und was mir alles abverlangte, emotional, körperlich sowie familiär.  Doch ich werde langsam egoistisch! Für mich! Denn nur wenn es mir gut geht, kann ich eine gute Mutter, Frau und Freundin sein. In diesem Sinne danke ich allen die in meiner Wahlumgebung sind und sich meine Freunde nennen dürfen.

Im Mai werde ich auf den Lipödemtag in Hannover ein bisschen was von mir erzählen. Ich danke Marion Theler und dem Lipödem Hilfe Deutschland e.V. Das ist etwas was sich Euch zurückgeben möchte.  <3

Küsschen

Fine