Heute am sonnigen Sonntag gibt es schon die nächste Geschichte zu lesen!
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Ich bin Sandra und 47 Jahre alt.
Ich hatte immer schon dicke Beine und viel Po – dachte ich, sagte mir meine Umwelt…
Mein erster Schwarm meine: „Du hast ein so schönes Gesicht, aber ausgehen würde ich nicht mir dir – du bist mir viel zu dick!“ – das saß! Darunter habe ich immer gelitten.
Vor einigen Wochen hatte ich ein Gespräch mit einem guten Freund und wir haben uns Kinderfotos angesehen. Ich war gar nicht dick, nicht einmal mollig als Kind!
Richtig los ging am Ende der Pubertät. Ich zog aus und meine Beine wurden immer dicker und auch die Schmerzen nahmen zu. Alle, der Doc, die Familie, Freunde rieten mir immer wieder zu Diäten und so habe ich einiges ausprobiert. Ich machte u.a. eine Ausbildung zur Aerobic-Trainerin, war also immer schon sportlich, aber das half nicht. Ich brauchte größere Hosen.
Trotzdem hat mich schlussendlich jemand genommen, wir haben geheiratet und ich wurde schnell schwanger. Heute habe ich drei Jungs, schon groß (und schlank) mittlerweile und bin sehr stolz auf meine Familie!
Bei der 2.Schwangerschaft bin ich explodiert. Ich nahm überall zu und nix ging mehr runter. Da eine andere Erkrankung mir mehr Probleme machte und ich voll eingespannt war in der Familie und dem Beruf, hatte ich keine Zeit, mir auch noch darüber Gedanken zu machen, außerdem war ich ja sowieso zu fett. Der Frust über Diäten und wenig Unterstützung hatte mich weiter zunehmen lassen.
Irgendwann wollte ich mir einen Massagesessel kaufen und dort fragte mich eine wildfremde Frau, ob sie mir mal etwas sagen dürfte – äähh natürlich: „Sie haben bestimmt ein Lipödem! Gehen sie mal zum Arzt!“ Da war ich aber schon 41 Jahre alt.
Also ging ich mit 41 Jahren zum Arzt ohne viel Hoffnung. Insgeheim dachte ich nur, dass er mit nur wieder, wie viele viele anderen Ärzte, sagen wird: „Sie sind ja auch zu dick, kein Wunder, dass Sie Schmerzen haben!“ Ich schämte mich!
Doch, oh Wunder, ich geriet gleich an den richtigen Arzt, welcher mir Flachstrickstrumpfhosen und MLD aufschrieb. Über das Internet konnte ich mich weiter mit Informationen füttern. Zum Glück ist das heute so möglich!
Leider ist dieser Arzt mittlerweile in Rente gegangen und bis ich eine andere Ärztin gefunden hatte, dauerte etwas – nun bin ich aber gut versorgt. Wenn die Krankenkasse nicht immer wieder Probleme machen würde, wäre es viel einfacher. Aktuell kämpfe ich um einen Lymphomaten, den ich in der Reha ausprobieren konnte und der mir gut geholfen hat! Aber ich möchte nicht mehr kämpfen, ich möchte Akzeptanz und Verständnis!
Das fehlt leider an allen Ecken und Enden. Sogar mein Hausarzt meint, dass das Lipödem nur eine „Modediagnose“ ist und er unterstützt mich gar nicht – das ist so schade – leider geht es vielen Frauen so!
Mit der Flachstrickversorgung habe ich mich eigentlich erst richtig in der Reha angefreundet. Seit dem trage ich sie gern und wirklich regelmäßig. Ich bin so motiviert, dass ich eine Sportgruppe für Lip-/Lymphödem Patienten und eine Selbsthilfegruppe in Paderborn gegründet habe – es macht mir riesig viel Spaß! Meine Umwelt und meine Sportgruppen meinen immer wieder, dass ich so unglaublich viel Energie habe, aber manchmal könnte ich einfach nur weinen, weil ich oft nicht einmal schmerzfrei und leicht die Treppen hochgehen oder mit ihnen wandern könnte….
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