Nun wurde die GBA-Sitzung vom 17.07.2025 in die Mediathek eingestellt.
Ab 1:03:00 geht’s los. Ich habe es mal verlinkt.
Der GBA-Beschluss, die Liposuktionen bei Lipödem in allen Stadien zur Kassenleistung zu machen – übrigens für die Beine und auch für die Arme (letztere waren ja nicht Teil der Lipleg-Studie) – ist nach so vielen Jahren des Kampfes ein Erfolg für alle Lipödempatientinnen, wenn auch mit einem ziemlich bitteren Beigeschmack.
Ausgerechnet die Patientinnen, die seit nunmehr einem Jahrzehnt Aufklärungsarbeit geleistet haben, ob im Lipödem Hilfe Deutschland e.V. oder in den Selbsthilfegruppen oder in jeglicher anderer Form (Menschenketten, Zeitungsartikel, Fernsehberichte, Fotoshootings, Veranstaltungen rund um das Thema Lipödem, hier in den verschiedensten FB-Gruppen uvm) – die, die für die Anerkennung des Lipödems als Erkrankung und neben der konservativen Therapie auch für die Anerkennung der operativen Therapie als Kassenleistung gekämpft haben, das sind genau die Patientinnen, welche aufgrund der festgelegten Voraussetzungen für die Liposuktionen, an die die Kostenübernahme gebunden ist, „hinten runter“ fallen.
Ich freue mich für jene Patientinnen im Stadium 1 oder 2, die nun die Chance erhalten, die Liposuktionen als Alternative zur konservativen Therapie anzugehen, wenn sie es denn möchten, denn das sind die Frauen, die die festgelegten Voraussetzungen am ehesten erfüllen können.
Ich bin traurig, dass ein Großteil der Patientinnen in der Regel nicht die Chance auf Liposuktion bekommen werden. Und genau das sind die Frauen und Kämpferrinnen, die die letzten Jahre hier Pionierarbeit geleistet haben. Wie um Himmels Willen soll eine Frau im Stadium 3 den geforderten BMI erreichen? Meist hat sich über die Jahre noch dazu ein sekundäres Lymphödem entwickelt und gegebenenfalls auch eine Adipositas on top.
Und es trifft auch die Frauen, die schon Liposuktionen hatten, ob nun in den letzten 15 Jahren aufgrund von Einzelfallentscheidungen der Krankenkassen oder aufgrund erfolgreicher Klageverfahren. Und nicht zu vergessen die Patientinnen, die als Selbstzahlerinnen ihr Liposuktionen bezahlt und sich dadurch zum Teil verschuldet haben. Genau diese Frauen dürfen sich an den operierten Arealen nicht noch einmal operieren lassen. Leider wurde hier „vergessen“, dass es z.B. 2011 schon gut war, wenn 3 – 4 l Fett entfernt worden sind. Der Wissensstand der Operateure war doch damals noch ein anderer als heute.
Ach und eins würde ich mir gerade von den jungen Patientinnen in allen Gruppen wünschen: RESPEKT gegenüber den „Alten Hasen“, die in der Regel wirklich die A…-Karte gezogen haben.
Ich lese in den verschiedensten Gruppen Kommentare, die sind jenseits von Gut und Böse, angefangen von beleidigend, bis hin zu sofort und unverzüglich fordernden Antworten und zum Teil sind ziemlich egoistische Züge erkennbar.
Wenn sich genau diese Frauen in Selbsthilfegruppen oder auch im LHD e.V. engagieren würden, würde ich mich freuen, denn der Kampf für eine bedarfsgerechte Versorgung mit jeglichen Therapien (konservativ und operativ) für ALLE Patientinnen, auch die jetzt außen vor sind, geht nämlich weiter.
Ich kann ja die Euphorie, die der Beschluss ausgelöst hat verstehen und auch, dass da viele Fragen aufkommen. Ich kann allerdings nicht verstehen, dass man am liebsten alles brühwarm auf nem silbernen Tablett geliefert haben will ohne sich selber mal zu bewegen.
(ICH HABE VERSUCHT, ES NETT ZU FORMULIEREN.)
Hier nun noch ein kurzer Überblick:
Wie gehts weiter?
Das #Bundesministerium für Gesundheit prüft den Beschluss des GBA. Wird dieser nicht beanstandet, tritt er einen Tag nach Veröffentlichung im Bundesanzeiger in Kraft. Danach hat der Bewertungsausschuss sechs Monate Zeit, den einheitliche Bewertungsmaßstab (EBM) zu bestimmen, da dieser die Grundlage für die Abrechnung der vertragsärztlichen Leistungen bildet.
Welche Eckpunkte für die Qualitätssicherung, Diagnosestellung und Prüfung der Voraussetzungen für die Liposuktion gibt es?
#Diagnosestellung durch eine Fachärztin/einen Facharzt für Innere Medizin und Angiologie, für Physikalische und Rehabilitative Medizin oder für Haut- und Geschlechtskrankheiten oder durch eine Fachärztin/einen Facharzt mit Zusatz-Weiterbildung Phlebologie;
#Keine Gewichtszunahme in den sechs Monaten vor der Indikationsstellung zur Liposuktion.
#Bei BMI-Werten zwischen 32 kg/m² und 35 kg/m² nur bei einer Waist-to-Height-Ratio (WHtR) unterhalb altersentsprechender Grenzwerte,
bei BMI-Werten >35 kg/m² zunächst Behandlung der Adipositas.
#Indikationsstellung und #Durchführung der Liposuktion durch Fachärztinnen/ Fachärzte für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, andere Fachärztinnen/Fachärzte des Gebiets Chirurgie sowie Fachärztinnen und Fachärzte für Haut- und Geschlechtskrankheiten, mit einem
#Qualifikationsnachweis vor erstmaliger Erbringung : selbstständige Durchführung in 50 oder mehr Fällen vor Inkrafttreten des Beschlusses oder Durchführung unter Anleitung in 20 oder mehr Fällen innerhalb von zwei Jahren.
Vielleicht eins noch: Ich hatte 13 Liposuktionen, 2 Straffungen und bisher eine Narbenkorrektur. Ich hatte Serome, Phlegmone, Nekrosen, Wundheilungsstörungen aufgrund von Keimen, ect.. Mir ging es echt bescheiden und ich habe auch heute noch Schmerzen und kann ohne Kompression nicht laufen. Soll heißen, Liposuktionen sind nicht zu unterschätzen, es sind Operationen mit großflächigen Wundarealen.
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