Genau ein Jahr haben wir in Mönchengladbach gelebt.

Es war eine turbulente Zeit und wir haben das Beste daraus gemacht.
Wunderbare Menschen waren an meiner Seite. Sie fragten nicht groß, wie es mir geht, sondern sahen es.
Manchmal sind gute Freunde die, die nichts sagen und einfach nur da sind.
In diesem Falle danke ich meinen beiden Adipositussis, die mich in diesen 12 Monaten so hielten.

Nach meiner Magen-OP im November hatte ich so viele Schwierigkeiten mit dem Essen, das könnt ihr euch nicht vorstellen.
Die Ärzte nannten es „Essensanpassungsstörung“ und zum Teil kommt sie wohl noch als eine der Auswirkungen der PTBS.
Ja das Hochwasser 21 hat mein Kopf ganz schön durcheinandergewirbelt. Nicht nur bei mir, bei allen von uns.

Nun kam aber auf meine Glutamatunverträglichkeit eine Laktoseintoleranz auch noch obendrauf.
Jeder Tag war anders und jeder Tag war eine Herausforderung.
Nahm ich das falsche zu mir, wurde mit schlecht.
Doch nicht so schlecht, wie wenn man Weihnachten zu viel futtert, nein.
Es fing an mit Kreislaufproblemen: ich zitterte, bekam Schweißausbrüche des Todes und Herzrasen. Also ein echtes Dumping.
Obendrauf kamen dann meine Panikattacken. Getoppt wurde es von Durchfall, Bauchkrämpfen und Erbrechen.
Also konnte ich die nächsten 2 Stunden wieder nichts planen, vor den PC oder vor die Türe.
Wenn ich etwas vorhatte, dann aß ich den Tag nichts denn ich wollte ja unbedingt auch raus.

Jeder Tag war anders und ich bin ein durchaus positiver Mensch und doch weinte ich soviel.
Ich konnte und kann bis heute nichts daran ändern. Ich sehe etwas was mich “erinnert” und die Tränchen laufen.
Mein Leben/unser Leben hat sich sehr stark verändert. Wir halten noch mehr zusammen.

Anfangs haben wir sehr viel geredet doch mittlerweile machen wir das nicht mehr so… Jeder von uns 5 geht anders mit dem Erlebten um.
Bei Max hat es, glaube ich, die größten Auswirkungen.
Er hat Angst allein vor die Tür zu gehen und Freundschaften zu schließen.
Nun hatte er sich gerade mit Saskia angefreundet, ein sehr liebes Mädchen, als wir endlich ein Haus fanden.

Max hatte in Frau Röhrhoff eine der besten Grundschullehrerinnen, die wir hätten haben können.
Dafür danke ich Ihr von Herzen.
Gern, so gern wären wir geblieben, da Max ankommen sollte.

Doch in Mönchengladbach war das nicht möglich 🙁
Die Wohnung war zu klein für Leben, Arbeiten und 5 Menschen und 4 Katzen.
Wir konnten uns nicht aus dem Weg gehen.
Max musste immer leise sein.
Hausarbeiten gingen nur, wenn die Arbeitszeit vorbei war und dann griffen die Hausregeln des Wohnhauses.
War ja kein Einfamilienhaus wo man um 22 Uhr noch schnell mal staubsaugen kann. Wir wollten ja nicht die Nachbarn stören.

Auch hatten wir nie wirklich Ruhe.
Entweder war die Lena-Gruppe unter uns am Trommeln, Tanzen oder Lachen (was schön ist) doch, wenn man nächtelang nicht schlafen kann und versucht dann in seinem Pflegebett etwas auszuruhen wird es schwierig.
Tja oder der Party-Trecker der Nachts um 4 Uhr mit Besoffenen vorbei ballert.

Oft war auch Gebrüll und Geschrei dabei, weil eins der Kinder anderer Meinung war als die Erzieherinnen.
Außerdem hatten wir kaum Platz.
Ständig mussten wir Tische verschieben, um durchs Wohnzimmer zu kommen.
Es gab viele Gründe etwas Größeres zu suchen.

So entschieden wir uns, etwas Neues zu suchen.

Doch das war 8 Monate ein Höllenritt.
Der Markt ist überflutet und wir waren keine Gruppe mit besonderem Bedarf, hatten keine eigene Firma oder kein dickes Auto.
Wir waren einfach eine WG mit normalem Einkommen, Kind und Katzen.

Im Laufe der Zeit hörten wir immer wieder, dass Kinder oder Katzen ein Problem seien, nichtmal unser Budget…

Dann waren dort Makler die uns vorschlugen, dass wir doch 1 Katze behalten und die anderen drei ins Tierheim abgeben.

Ein anderer Makler fragte uns allen Ernstes, ob das Kind denn mit muss, es gäbe doch wunderbare Internate, der Vermieter mochte keine Kinder.

Wir meldeten uns auf Häuserannoncen, ich zitiere:
250 qm Haus in MG/Rheydt zu vermieten, 8 Zimmer KDB, Terrasse, Kamin, Garten, Garage. Haustiere kein Problem, nette Nachbarschaft.

Ich meldete mich dort und freute mich, da es sich toll anhörte.
Dann der für mich der Schock: „Wie viele Personen sind sie??
5 Personen, habe ich das richtig verstanden??“ Ich sagte ja… Das war wohl ein Fehler.
Die Dame am Telefon stockte kurz, zog merklich die Luft ein und meinte dann:
„Nein also das geht nun wirklich nicht!!“
Wir dachten an ein Rentnerehepaar was sich ausleben will.“
Ähmm… Ich war sprachlos.

Was haben wir erlebt in der Zeit als wir ein Haus suchten!!
Ich kann euch noch soviel erzählen…
Das könnte ich wirklich mal in einem Buch verfassen.

Wir hatten auch eine Besichtigung für ein leicht renovierbares Haus auch in MG.
Wir schauten es uns an… Jede Granate wäre wieder rausgekommen mit den Worten: “Hier war ich schon”.
Die Badewanne im Badezimmer stand auf einen Balken, der Rest vom Boden war einfach nicht da und so konnte man in die darunterliegende Küche sehen.
Wir sind ja schon bereit gewesen zu renovieren – aber das war sanieren.
Das können wir nicht.
Das Beste war dann die Aussage: Nur mal eben den Fußboden verlegen dann geht das schon.
Die anderen Zimmer waren nicht weniger gruselig und nicht eins wäre bewohnbar gewesen.
Dennoch wollte der Vermieter 1600 Euro Kaltmiete und war auch nicht bereit für die Arbeiten die Miete zu verringern, geschweige denn das Material zu finanzieren.
Also lehnten wir dort ab.

Andere Häuser, die uns sehr gut gefielen … Dort bekamen wir keine Chance.
Sie störte es das wir eine WG waren. Wir haben 3,5 Einkommen und konnten so sicher immer unsere Miete zahlen.
Doch das interessierte viele erst gar nicht.

Wir hatten auch eine Besichtigung wo der Makler fragte:
“So wie ist das denn jetzt? Wer ist denn hier mit wem verheiratet, zusammen oder macht erotische Ausschweifungen?”
Ähm… Selbst, wenn es so wäre wüsste ich nicht, ob es den Vermieter etwas angeht, wer in welchem Bett rumturnt. 🙂

Wir mussten uns schon eine Menge gefallen lassen. Irgendwann war ich so traurig.
Dann hatten wir eine Chance die großartig war.
Direkt neben dem Haus meiner langjährigen Freundin Kristina.

Dort ist die alte Dame ins Altenheim gekommen. Das Haus stand schon einige Zeit leer.
Die Gegenstände waren größtenteils noch im Haus. Als wir es besichtigten sahen wir sehr viel Potential.
Es wäre eine Menge Arbeit geworden, wir boten an mitzuhelfen, kostenlos.
Wir hätten es uns sehr schön gemacht denn die Aufteilung war toll.
Auch das Kristina und Marcel direkt nebendran wohnten, wäre ein Jackpot gewesen.
Wir waren mehrmals da. Wir durften vermessen und uns Gedanken machen. Planten die Küche um und und.

Wir durften auch Möbel übernehmen und berechneten, was wir dafür geben könnten.
Wir wollten nichts geschenkt. Wir dachten, sie mochten uns auch. Wir waren ehrlich.
So ehrlich wie bei keiner anderen Hausbesichtigung.
Wir saßen bei Kristina und Marcel am Kaffeetisch, aßen Kuchen und tranken Kaffee mit den Menschen.
Doch… dann kam das Erwachen 🙁 Ein Anruf der uns den Boden unter den Füßen wegzog.
Wir bekamen das Haus nicht, da wir nicht alles gesagt hätten und ihr das zu unsicher sei mit sowenig Einkommen.
Dazu kam, es wäre eingebrochen worden und es wären Dinge verschwunden.
Die Kriminalpolizei würde sich bei uns melden.

Wir überlegten hin und her und boten unsere Hilfe an. Die Kriminalpolizei hat sich nie bei uns gemeldet.
Von Kristina erfuhren wir nur, dass sie sich sicher sind, dass wir etwas mit dem Diebstahl zu tun haben.
Das hat mich sehr arg getroffen grade, weil ich mit M. so gut sprach. Nun gut… es sollte wohl so sein.

Ich ertrug das auch noch…
Max war schon an der Schule angemeldet, ich hatte schon meine neue Therapiepraxis mit Carsten zusammen in Goch gefunden und wir mussten ja vorplanen.
Alles mussten wir wieder canceln. Hoffnungen zerstört – Zack so schnell ging das.
Warum? Weil Menschen uns Unehrlichkeit vorwarfen und selber nicht ehrlich waren.
Sonst hätte man uns ja auch direkt sagen können, “wir haben kein gutes Gefühl bei euch und glauben, dass ihr uns beklaut habt.”
Schade…

Aber man schaut den Menschen nur vor den Kopf.

Max hatte noch Ostereier aufgehängt, damit es schön wurde und wir pflanzten Blümchen in einer Schale.
Eine kleine Gartenfigur mit Brunnen hat nun in Mayen seinen Platz gefunden.

Dann halt eben nicht!! Ehrlichkeit würde vielen Menschen besser zu Gesicht stehen.

Es war fürchterlich und traumatisierend für mich.
Denn egal was ich mache, ich scheine wirklich alles falsch zu machen.
Sollten wir die Menschen lieber belügen?
Nein, so bin ich nicht und für Ehrlichkeit noch bestraft werden…
Und dann Unehrlichkeit vorgeworfen zu bekommen… Puhhh.

Nun gut!

Wir suchten weiter erlebten noch das ein oder andere mehr und dann sahen wir die Annonce in Mayen.

Es ist fast alte Heimat und wir überlegten, ob wir es wagen sollten.
Denn in MG hatte ich ja nun auch die Selbsthilfegruppen, wo mich Anja immer begleitete und überhaupt meine Ulli, Iris, Julia und Helen die immer alles taten, dass es mir gesundheitlich besser ging.
Wollten wir es wirklich ansehen?

Doch dann fuhren wir hin. Denn es war ein besonderes Haus. Eins mit Aufzug 🙂

Es war das schönste Haus, was wir sahen… Es passte so gut wir fühlten uns schon sehr wohl.

Wie die Besichtigung verlief und alles weitere erzähle ich euch noch. Es war eine der kuriosesten und für mich peinlichsten Besichtigungstermine ever. 😀

 

 

Jedenfalls sind wir nun in Mayen.

 

 

Wir können ankommen !!!
ENDLICH – es scheint zu klappen!
Die Katzen werden ruhiger, Max ist viel draußen und tobt durch den Garten <3
Was habe ich das vermisst <3 <3

 

 

Alles weitere, erzähle ich euch noch…
Nun geh ich gleich erstmal brunchen.

 

 

Egal was das Leben für euch bereit hält…
Glaubt an Euch und denkt daran, das Schicksal hat Humor.
Wir müssen es nicht verstehen, sondern einfach unseren Weg finden.
Den Weg, der uns gut tut.