31.07.2017 Meine Koffer waren gepackt und ich befürchte ich habe wieder viel zu viel eingesteckt. Doch es ist meine erste Armliposuktion und auch wenn ich viele gute Ratschläge bekommen habe fühlte ich mich etwas unsicher.
Wisst ihr meine Gefühle sind gemischt , ich mag den Dr. Brandenstein sehr da er menschlich ist und nicht so abgehoben wie andere Ärzte. Doch meine Gedanken schwirrten in meinen Kopf herum.. hat er schon so einen „dicken“ Befund operiert , was ist wenn was schief geht, wer ist für Maximilian da und wie werde ich am Ende mit den Schmerzen zurecht kommen.
Kurz gesagt ich hatte Herzklopfen bis zur Stirn und fand alles recht spannend.
Carsten mein Mann fuhr mich nach Essen- Kupferdreh und ich kann Euch sagen die Autofahrer die fahren sich einen zusammen … schlimmm.
Heile angekommen sind wir dann erstmal auf die Station drei gefahren und haben dort verkündet das wir da sind.
Ich habe einen Tag vorher im Krankenhaus eingecheckt und diese Übernachtung gezahlt da mir das lieber war. Carsten hatte ein günstiges Hotel in der Nähe gefunden da er auch soviel wie möglich bei mir sein wollte. Der kleine war bestens versorgt, er war zu Hause und zwei sehr gute Freunde bespassten ihn.
Der Papierkram wurde erledigt und dann folgte das Gespräch mit dem Anästhesist. Ein sehr netter Mann der mir alles erklärte. Ich wusste ja das mein Körper recht rund, aufgebläht und dick ist und das es gar nicht so einfach ist durchzukommen um einen Zugang zu meinen Venen zu bekommen. Doch auch hier fand ich einen kompetenten Arzt der alle meine Bedenken wegfegte.
Es ging so den gesamten Montag, wie liefen hin und her liessen Untersuchungen machen, ein EKG wurde noch geschrieben und dann hatte ich gegen Abend frei.
Ich konnte endlich meinen Koffer etwas auspacken und meine Zimmernachbarin kennenlernen. Sie war etwas im dusel weil sie kurz vor ihrer OP stand. Ihre Nase sollte gemacht werden. Dort ging auch alles super! Sie wurde operiert , schlief ein bisschen und war Abend schon wieder fitt das wir viel reden konnten. Da hatte ich richtig Glück.
Meine Nervosität kam wellenartig, mal ging es mir gut dann machte ich mir Gedanken ob alles gut geht! Es war ein Wellenbad. Hin und wieder fragte ich mich ob ich das wirklich brauche, denn eigendlich bin ich jemand der sich nicht gern operieren lässt. Was passiert wenn was schief geht? Doch dann dachte ich an die vielen Dinge die mir tagtäglich passieren. Es fängt damit an das ich mir nicht mehr alleine die Haare fönen kann. Kleidung trage die immer 2-4 Nummer grösser sind als ich es benötigen würde mit anderen Armen. Ständig bleibe ich überall hängen, quetsche diese Hautteile ein oder wenn ich was greifen will schmeiss ich es um.
Dazu kommt die Berührungsempfindlichkeit und die Empfindungsstörungen. Wie oft habe ich Hämatome und wess nicht woher sie kommen , dann schmerzen mir Berührungen das ist sehr schlimm für mich weil mein Sohn doch so gern mit mir kuscheln will. Wir haben in den letzten Monaten genau geplant wie was geht. So kommt er mittlerweile zu mir teilt mir mit das er mich lieb hat und anstatt mich in den Arm zu nehmen, nimmt er seine kleinen Hände und legt sie auf meine Wangen (dort tue ich dir nicht weh mammi) und zieht meinen Kopf fest zu sich. Dann kuscheln wir. Es ist so schwer mit diesen Armen zu leben. Kochen, putzen, schwimmen gehen oder auch die einfachsten arbeiten verlangen mir soviel ab, da nebenbei dieses „Kackarme“ auch noch schmerzen. So arg das ich oft weinen muss und mich frage wie ich über den Tag komme. Jeden Tag kämpfe ich wie eine wilde auf Besserung und nun hab ich die Chance bekommen. Durch ganz viel Hilfe , durch Euch und durch die Hartnäckigkeit meiner Familie.
Also kamen mir soviele Erinnerungen hoch und ich wurde sentimental und innerlich gab ich GAS!!
Also als erstes mal .. ; Ich schaff die OP !! Ich habe mit Dr. Brandenstein und Dr. Quambusch sehr liebe und gute Ärzte! Ich fühle mich gut aufgehoben! Ich habe schon ganz andere Dinge erlebt und sie überlebt. Mein Körper hat schon soviele extreme Situtationen erlebt und ich kann stolz sein das er noch nicht die weisse Fahne geschwenkt hat.
Nun gut ich verzettel mich schon wieder!
Jede von Euch da draussen die ebenfalls am Lipödem oder Lymphödem erkrank ist weiss ja wie es ist schmerzen tagtäglich aushalten zu müssen, desshalb soll es nicht als jammern rüberkommen.
Es fing damit an das ich EUCH helfen wollte! Das diese Krankheit einfach ernst genommen wird.
Die Nacht ging irgendwie vorbei. Ich schlief, ich wachte und morgens war ich megahibbelig. Einen Bienenstock war nichts dagegen.
Dann kamen meine beiden Ärzte und sie strahlen Ruhe aus und das übertrug sich auf mich 😉
Es ging los, sie zückten die Eddings und machten aus Fine ein Kunstwerk und auf den Bildern sehr ihr vielleicht wieviel Spass ich hatte.
Ich lächle und freue mich auf meine neuen Arme und ich erschreckte mich als ich sah wie schlimm es mittlerweile geworden ist. Schübe hatte ich ja viele aber durch die Bilder sah ich wie prall alles war und ich erschrak. Doch auch das war egal denn ich bekam ganz Exklusiv ein Selfi mit meinen beiden Operateure. Dr. Brandenstein links und rechts Dr. Quambusch <3 <3 beide haben das sooo toll gemacht !! Mit vollem Körpereinsatz.
Dr. Brandenstein hat dagegen sehr schicke muskulöse Arme dachte ich mir.
Nun ging es weiter.. ich wurde kurz danach abgeholt und durch das Krankenhaus gefahren, leider ohne Brille. Da ich doch Blind wie ein Fisch bin sah ich nur Umrisse und unten empfing mich ein sehr netter Pfleger der mich erstmal fragte ob ich die richtige bin. Wir witzlten noch ein bisschen rum und dann ging es alles sehr sehr schnell.
Im Opvorraum versuchten sie zugänge zu meinen Venen zu finden und es war nicht so einfach. So wurde unter dem rechten grossen Zeh die Kanüle für das Narkosemittel gelegt. Die Narkose war spitze ich bekam nicht mehr mit… so gar nichts und schlief den Schlaf der Gerechten.
Hier ein Bild wie Fine im OPsaal liegt.. wahnsinn oder?
Wann genau ich aufwachte weiss ich gar nicht. Den Aufwachraum hab ich glaub ich auch nicht mitbekommen.
8 Liter krankes Fett wurden mir aus den Armen entfernt!! Schaut mal da liegt mei doofes Fett und ich bin nicht traurig das es weg ist!! 8 liter das ist so ….. unbeschreiblich
Das erste was ich so mitbekam war eine nette Krankenschwester die mir erklärte das ich auf Intensivstation liege. Mist da wollte ich doch gar nicht hin, sowas blödes. Ich kann Euch sagen das es aber für uns alle besser war. Hier Bilder von der Intensivstation und ich bekam ein blauen Dekoltee gratis dazu.
Ich bin nacht so oft zu meinen eigenen weisen Thron (Toilettenstuhl xxl) gegangen, mit Hilfe das es mir fast peinlich war. Ich strullte gefühlt die ganze Intensivstation voll. Zwischendurch hatte ich immer ein bissel Kreislaufprobleme und bekam noch Sauerstoff zugeführt.
Sie kümmerten sich sehr liebevoll um mich und ich schämte mich nichtmal vor dem jungen Mann. Das war ein sehr netter Krankenpfleger ich glaube Steffen hiess er und ich konnte ihn sehen da ich meine Brille wiederhattte 😉 Meine Welt war in Ordnung ich hatte meine Brille ;-))
Meine Arme bemerkte ich erst etwas später. Die Nähte an den Handgelenken waren schon nicht so dolle aber alles geht vorbei.
Ich sah sie an und mir kullerten die Tränchen aus den Augenwinkeln.
Diesmal war es aber kein schmerztränchen sondern ich konnte nicht fassen was ich dort sah.
Ich hatte Arme !! Echte Arme !!
Diese Klumpen die einfach nur schmerzen bereiten .. sie waren nicht mehr da.
Statt dessen sah ich, für meine Verhältnisse, schlanke lange Arme mit einer dicken Schildkrötenrückenhand. Ich war geschwollen wir ein Michellinmännchen was auf einen LKW sitzt. Doch ich hatte Formen, Konturen und ich hatte Arme so echte. Ich weiss nicht wie ich es beschreiben soll… selbst jetzt laufen mit die Tränen wenn ich an diesen Augenblick zurück denke. Es ist so wundervoll.
Als ich das sah waren meine Schmerzen wie weggeblasen und ich bekam wieder mehr Hoffnung . Hoffnung normal sein zu dürfen ;-))
Ich erlebte noch das ein oder andere auf der Intensivstation und immer an meiner Seite ein Bild von meinen kleinen Sohn auf den Nachttisch, ein Bild meines grossen Sohnes im Herzen und mein Mann Carsten der dies alles so mitträgt.
Doch dann ging die Sonne an diesem Tag nochmal auf!!
„ Meine“ Nicole ( Frau Dr. Langner) und Leonie ( Sekretärin und Rechte Hand des Doctors in Essener Klinik) kamen mich besuchen. Hach das war so schön.
Sie bewunderten mich und meine neuen Arme und wir lachten eine Menge. Doch ich sah sehr genau hin, Nicole und ich hab genau gesehen, gespürt was in dir Vorging. Sie schaute mich an und ihre Sorgen vielen ab.. sie strahlte mehr denn je. Sie sah meine Arme und sie hatte Tränchen in den Augen . Das ist so ein schöner Moment gewesen auch wenn ihr es wisst, muss ich es nochmal sagen. Die Dinge die ich erlebte waren so toll und auch wenn Nicole und ich derbe angegriffen worden sind und es auch wirklich böse Menschen gibt die mir nicht helfen wollten und alles schlimmer machten hielten wir zusammen. Immer haben wir uns eng vernetzt und zusammenghalten. Ohne Nicole ohne ihre Kontakte und ihre Art wäre ich nicht zu diesem Zeitpunkt operiert worden. Wer weiss ob ich überhaupt die Genehmigung bekommen hätte. Nicole und auch Dr. Brandenstein halfen mir so sehr <3 Danke Danke Danke <3
Es sind diese kleinen besonderen Momente die unsere Freundschaft so unglaublich stark machen und ich bin so stolz darauf dich FREUNDIN nennen zu dürfen.
Nicole ist meine „dünne“ ich weiss das sie das nicht mag aber sie ist so niedlich , so zart in ihrer Seele und in ihren Empfindungen und äusserlich wird sie grad zum Schmetterling nach zahlreichen Liposuktionen. Sie ist wirklich eine Lipödemkämpferin!!
Dann wurde es irgenwie noch voller weil Dr. Brandenstein und Dr. Quambusch einen Besuch am Bett abstatten zur Visite. Sie gingen Patienkurve durch und ich bekam grünes Licht um auf die normale Station verlegt zu werden.
Vorher wurde noch das Blutdruckmessgerät aus meiner linken Leiste gezogen und die Kanüle am Fuss. So ging es schon ein bissel besser.
Ein bisschern verweilte ich noch dort und dann wurde ich abgeholt.
Auf Station lag meine liebe Zimmernachbarin schon voller Spannung wie es mir geht. Auch sie war sprachlos als sie meine Arme sah.
Ich blieb noch eine Nacht auf der normalen Station und wurde dann Donnerstag entlassen.
Hier muss ich auch nochmal Frau Pia Püttmann danken die aus dem Sanitätshaus vor Ort kam und meine Arme ausmass. Nun wurde noch ein Op mieder gefärtigt. Dieses trage ich noch immer artig Tag und Nacht und es ist auch nötig. Es hilft mir ungemein und ich hab immer geglaubt wie doof das doch ist mit so einem Mieder.
Nein Mädels!! Sorgt Euch darum nicht !! Die Haut wird es Euch danken und die Schmerzen sind erträglicher im Mieder als ohne.
Wichtig ist das es richtig passt und das die Nähte nicht einschneiden!!
Danke an dieser Stelle an ALLE !! Station 7 – Intensivstation Station1 – Opcrew – Anästehsie – Sekretariat Dr. Brandenstein und alle die mir soviel gaben!! Natürlich darf die Krankenkasse nicht vergessen werden!! Sie hat diese Op genehmigt und bezahlt.
Alles im allem werde ich euch Bilder zeigen und ihr könnt sehen was so los war!
Noch was… ohne die MLD eine Woche nach der OP und täglichen Sitzungen im Lymphomaten hätte ich es bestimmt nicht so. Es ist jeden TAg arbeit den Zustand zu halten und ich lass nicht locker. Also bitte ihr auch nicht! Tragt Eure Kompressionen !! Geht zur MLD egal welche Schwierigkeiten es macht… es wird besser ,versprochen! Nur gebt Euch nicht auf!!
mein “Nichtaufgebegrund”
Danke das ihr dieses Blog lest und vielleicht seht ihr dicke Menschen nun mit anderen Augen! Denn nicht jeder ist gern das fünfte Rad am Wagen. Wir kranken Menschen haben soviel mit den gesellschaftlichen Vorurteilen zu kämpfen und das sollte aufhören. Jeder hat ein Recht auf ein schönes Leben egal ob dick oder dünn, gross oder klein oder behindrt oder nicht. Hört mehr in Euch hinein. Dieses wäre mein Wunsch!!
Danke ihr lieben !!!
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